Unbesetzte Ausbildungsstellen – Höchststand

Das Einstellungsgespräch – jetzt geht es an letzte Fakten

Verfolgt man den Bundesbildungsbericht und die Aussagen des DGB, werden die Ausbildungsbetriebe in 2016 das selbsterklärte Ziel erreichen, 501.000 betriebliche Ausbildungsplätze zu schaffen. Demgegenüber steht die Aussage, dass die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen sich aktuell auf dem Höchststand befindet. Auf den ersten Blick relativ unverständlich. Vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Wandels allerdings durchaus erklärbar. Paradox gerade in Westdeutschland: Indes die Anzahl der Bewerber/innen um 0,2 Prozent gesunken ist, ist die Anzahl der Ausbildungsstellen um satte 5 Prozent deutlich gestiegen. Theoretische Erläuterungen und Zahlenspiele nützen an dieser Stelle herzlich wenig. Weitaus wichtiger die Nachricht: Es sind noch Ausbildungsplätze vorhanden!

Der Nimbus Traumberuf bremst die Ausbildungswahl

Wie in jedem Jahr findet ein Run auf wenige, besonders beliebte Berufe statt. Dabei handelt es sich meistens um jene, die gerade im öffentlichen Fokus stehen. Das Resultat ist, dass viele Bewerber ausschließlich aus einem Grund keinen Ausbildungsplatz erhalten: Sie haben sich – wie viele andere – auf einen einzigen Traumberuf konzentriert. Am beliebtesten sind Ausbildungsstellen in Büro und Verwaltung sowie in den Medien und den kreativen Berufen; hinzu kommen Mechatroniker, Industriemechaniker oder Verkäufer. Ein Drittel aller (!) Bewerber konkurriert um die zehn Traumberufe. Dabei könnten sie – mit ein wenig Flexibilität – aus etwa 250 verschiedenen Jobprofilen wählen.

Vor der ablehnenden Haltung sollte die Information stehen

Keine Lust haben die Azubis offensichtlich auf die Hotellerie und Gastronomie. Die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge hinkt hinter den Vorstellungen der Unternehmen meilenweit hinterher. Das Baugewerbe ist ebenfalls von Nachwuchssorgen geplagt, ebenso wie etliche traditionelle Handwerksberufe. Leider wird von vielen jungen Menschen dabei der persönliche Brainstorm zu früh beendet. Man ist nicht ausreichend informiert und viele perspektivreiche Varianten fallen unerkannt durchs Raster.

Wer nicht weiß, was er will, sollte den eigenen Kopf auf den Kopf stellen

Die Lösungsmöglichkeit kann dabei die „verkehrte Gedankenpyramide“ sein. Statt sich – aus den wenigen Berufsbildern, die man kennt – die zwei, drei Wunschkandidaten herauszusuchen, geht man den umgekehrten Weg: Zunächst beantwortet man sich selbst die Fragen zu den eigenen Fähigkeiten, Interessen und Vorlieben. Mit solchen Fragen können Bewerber sich selbst für die berufliche Zufriedenheit ideal durchleuchten:

  • Welche Arbeitszeiten wünsche ich mir?
  • Welche Charaktereigenschaften zeichnen mich aus?
  • Bin ich ein Teamplayer?
  • An welchem Ort möchte ich arbeiten?
  • Welche Fächer fielen mir in der Schule besonders leicht?
  • Welche Fächer konnte ich überhaupt nicht leiden?
  • Wo möchte ich wohnen?
  • Sehne ich mich nach strukturierter Regelmäßigkeit?
  • Wünsche ich mir ein innovatives Arbeitsklima?

Von Unwissenheit zur Angebotsvielfalt

Die Liste könnte geradezu endlos weitergeführt werden. Wie in einem Baukasten ergibt sich aus jedem einzelnen Punkt ein weiterer Gedanke. Mit dem Resultat begibt man sich auf die Suche, welche Berufsprofile mit diesen Neigungen möglichst deckungsgleich sind. Die Auswahl wird automatisch eine vielfach größere sein. Plötzlich zeigen sich ungeahnte Möglichkeiten auf, denn gerade neue Berufsbilder, beispielsweise aus dem Sektor der erneuerbaren Energien, sind nur Jobbörsen, Suchmaschinen oder eingeweihten Berufsberatern bekannt. Aber das Potenzial für den Traumberuf ist immens. Ganz plump ausgedrückt: Wenn ich mich frage, an welchem Ort ich ARBEITEN möchte, ob in einer Metropole oder eher im ländlichen Gebiert, ist das zugleich die Aussage darüber, wo ich LEBEN möchte. Schön und gut, aber welche Unternehmen und Ausbildungsberufe gibt es in der betreffenden Region? Und schon steht die nächste Frage im Raum. Ganz sicher werden Sie erstaunt sein, welche Ideen daraus entstehen. Es geht also ganz konkret darum, nicht den einen Beruf zu nehmen und sich zu fragen, ob man das kann und will. Vielmehr geht es darum, zu definieren, was man kann und will. Das ist der ideale Weg zum zufriedenen Ziel.

 

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