Kreativität im Job – Fluch, Segen oder beides?

Ein schmaler, aber umso bedeutsamer Grat, auf dem sich Arbeitnehmer bewegen, ist die Frage nach der Kreativität. Wie kreativ sollte man sein? Gibt es eine nicht zu überschreitende Grenze der Ideenvielfalt, wodurch der eigene Job gefährdet würde? Wie passen Sicherheit und Innovation, Bewährtes und kreativ Querdenkendes zusammen? Ist die Kreativität vielleicht sogar eine grundlegende Anforderung, um sich auf die Überholspur der Karriereleiter zu begeben? In der Werbung allemal, aber auch in vielen anderen Branchen ist sie die Königsdisziplin als Grundlage der Wettbewerbsfähigkeit. Hier eine kleine Gedankensammlung:

Das ideenreich neugierige Tier in uns

Menschen sind von Natur aus kreativ. Sie haben Ideen, haben Wünsche und Visionen. Das zeigt sich nicht erst im Berufsleben. Vielmehr beginnt das bereits im frühesten Kindesalter und wird in der anschließenden Sozialisation mehr oder eben weniger gefördert und ausgelebt. Ein Musiker, Maler oder Schauspieler ist nicht kreativer als der „Otto-Normalbürger von Nebenan“. Diese Menschen haben nur schlichtweg das Handwerkszeug erlernt, ihre Ideen kunstvoll zu inszenieren. Und schon sind wir beim Punkt: Kreativität mit Kunst zu verwechseln, wäre ziemlicher Unfug. Das sind zwei vollkommen verschiedene Themen. Kunst geht nicht ohne Kreativität. Kreativität geht aber auch durchaus ohne Kunst. Und sie ist im Berufsleben sowohl Katalysator aus auch Antriebsmotor für persönliche und wirtschaftliche Erfolge.

Sturm im Gehirn

Oftmals wird in Unternehmen oder den betreffenden Abteilungen zu speziellen Themen ein Brainstorm gemacht. Existierende Konzepte, Strukturen oder Umsätze, Dienstleistungen oder Produkte werden analysiert und hinterfragt, immer mit der Zielsetzung, das Vorhandene zu optimieren oder sogar gegen Neues auszutauschen. Basierend auf Zahlen, Daten und Fakten lassen sich Ziele definieren. Wie realistisch die auch immer sein mögen. Bereits die Weichen für diese Zielerreichung zu stellen, ist ein kreativer Prozess; wenngleich ein zurückhaltender, zumal sowohl der Anfang als auch das Ende der Gedanken bereits feststeht und deutlich eingemessen ist. Der Weg heißt: Mit welchen Maßnahmen können die erwünschten Planzahlen realisiert werden? Um zu effektiven Ergebnissen beim Brainstorm zu gelangen, ist es allerdings wichtig, die Gedanken einfach fließen lassen, möglichst unbeeinflusst und ohne künstliches Korsett. Man könnte sogar behaupten, je absurder und irrelevanter die Ideen für die eigentliche Thematik sind, desto interessanter und positiv überraschendender kann die schlussendliche Essenz sein. Der Spagat zwischen thematischer Relevanz und außergewöhnlichen Gedankenspielen will beherrscht werden.

Kreativitätstechniken versus Zeitdruck

Unter Zeitdruck und auf Kommando querdenken, das widerspricht wiederum der menschlichen Psyche. Bekanntlich kommen die besten Eingebungen spontan. Einfach irgendwo, sei’s bei der Heimfahrt im Auto oder in der U-Bahn, sei’s daheim unter der Dusche oder beim Sport nach Feierabend. Dafür, diese Eingebungen festzuhalten, bietet die gegenwärtige Kommunikationstechnologie optimale Voraussetzungen. Manche Menschen sind mit der Charaktereigenschaft gesegnet, dass die Gedanken in jedem Moment sprudeln und sich gar nicht aufhalten lassen wollen. Das, seien wir ehrlich, sind aber Ausnahmefälle. Also heißt es, Techniken zu nutzen und zu trainieren. Wichtig dafür sind entspannte und entspannende Rahmenbedingungen. Der logischerweise vorhandene Druck darf nicht als solcher empfunden werden. Andernfalls machen die innovationsfreudigen Hirnwindungen einfach dicht.

Aus der Vielfalt von Gedanken und Individualität schöpfen

Modernen Arbeitgebern ist bewusst, dass die Ideenproduktion im allerseltensten Fall eine Einzelleistung ist. Um das Potenzial der Mitarbeiter effektiv zu nutzen und voll auszuschöpfen, werden die Ansätzen möglichst vieler Beteiligter genutzt. Leicht nachvollziehbar ist, dass jeder seine ganz eigene Perspektive hat. Was dem einen positiv oder selbstverständlich erscheint, ist für den anderen Nonsens. Exakt darin liegt die große Chance. Die konträren, teils widersprüchlichen Ansätze liefern die Basis dafür, eben nicht am eigenen Routine-Tellerrand kleben zu bleiben. Dabei sollte man sich die Tatsache vor Augen halten, dass Fachkompetenz auf der einen Seite nötig, auf der anderen Seite oftmals hinderlich ist, zumal das bodenständige Weitwinkel-Denken fehlt. Die simpelsten Lösungen sind häufig die besten. Die Anforderung lautet, die Masse der Sichtweisen und Möglichkeiten zu strukturieren, ohne sie in der geringsten Weise einzuengen. Am Anfang weiß kein Mensch, was am Ende herauskommt – und das ist gut so.

Wie lässt sich Kreativität kanalisieren?

Eine weitere Technik – wenn man dieses Wort bei einem solchen Prozess überhaupt verwenden darf – ist das Mindmapping. Ein gutes Beispiel dafür, wie Ideenfindung und Lösungsansätze voneinander getrennt werden, ohne die übergreifende Struktur zu verlieren. In der Mitte eines Blattes steht ein Begriff, von dem aus so viele Abzweigen wie möglich gebildet werden – plakativ, gerne mit Symbolen oder Farben und immer weiterführend. Das kann noch forciert werden, indem beispielsweise innerhalb einer gewissen Zeitspanne drei Begriffe oder Lösungsvorschläge notiert werden sollen und das Blatt anschließend an den nächsten Kollegen weitergegeben wird, der nun seine eigenen Gedanken aufschreibt. Das kann passen, muss aber nicht. Wohlgemerkt, der Gewinn liegt in der Außergewöhnlichkeit und Vielfalt. Zum Schluss erfolgt die Auswertung. Ähnliche Aspekte werden einander zugeordnet, abweichende erhalten ihren eigenen „Ordner“. Erst in diesem Moment wird sich zeigen, wie mutig und bahnbrechend die Kreativität genutzt werden kann. Zeit für Neues, Zeit für Optimiertes, Zeit für Ungewöhnliches.

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