Arbeitszeitmodelle – was passt zu mir?

Immer mehr verabschiedet die Arbeitswelt sich vom klassischen Acht-Stunden-Job. Das zeigt sich auf den unterschiedlichsten Ebenen und Größenordnungen von Kleinunternehmen bis zum Großkonzern, ganz besonders aber bei erfolgreichen Mittelständlern. Weg von starren Arbeitszeitmodellen – hin zu flexiblen Lösungen, von denen letztlich beide Seiten – Arbeitnehmer und Arbeitgeber – immens profitieren. Das Stichwort heißt Work-Life-Balance – die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Nicht zuletzt die Globalisierung ist der treibende Motor für das neue Arbeitsgefühl. Die Unternehmen sind sich dessen längst bewusst, dass die individuell wählbare Arbeitszeit zeitgemäß ist und zufriedene Mitarbeiter effizientere Arbeitsergebnisse ermöglichen. Abhängig von Ihrer ganz persönlichen Situation und Ihren Vorstellungen und Karrierewünschen, sollten Sie sich nach speziellen Angeboten informieren. Die Global-Player aus Silicon Valley machen es seit Jahren vor. Nun schwappen die positiven Impulse auch nach Deutschland. Hier die unterschiedlichen Varianten:

Was ist Vertrauensarbeitszeit?

Die Vertrauensarbeitszeit ist vermutlich eins der flexibelsten und auch aktuellsten Modelle. Arbeitnehmer können Leerlaufzeiten vermeiden. Sie sind demnach also wirklich und effektiv im Einsatz, sobald gearbeitet wird. Auf der anderen Seite können Sie auch vollkommen ohne schlechtes Gewissen oder Angst vor dem kritischen Blick des Vorgesetzten oder vor einer Abmahnung privaten Angelegenheiten nachgehen, wenn Sie es wollen. Stehen Termine mit den Kindern an, können Sie die unkompliziert wahrnehmen. Möchten Sie sich – um es wirklich plakativ, plump und banal auszudrücken – einfach mal eine Stunde in die Sonne legen, können Sie auch das. Die Arbeit wird zum Projekt, das mit realistischen Zielvereinbarungen versehen wird. Was zählt, ist also das messbar erfolgreiche Ergebnis. Absolute Anwesenheitspflichten gibt es nicht. Das Denken wird zunehmend unternehmerisch, was deutlich die Leistungsbereitschaft steigert. Man hat nicht das Gefühl, seine Zeit sinnlos zu verschwenden, und fühlt sich automatisch besser. Dass dabei die Abgrenzung zwischen Freizeit und Beruf fehlt, dass also immer ein Teil der Arbeit sich auch im Privatleben befindet, ist Fluch und Segen zugleich. Jeder Mensch muss auch mal komplett abschalten können. Dem lässt sich mit Kommunikation begegnen.

Was bedeutet Flexible Teilzeit?

Flexible Teilzeit ist das Zauberwort für Personen mit Familie. Hier spielen gleich mehrere Vorzüge eine Rolle. Faktisch ist es so, dass gegenwärtig nahezu die Hälfte aller erwerbstätigen Frauen in Teilzeit arbeitet, um auf diese Weise die familiären Aufgaben – gerade in den ersten Lebensjahren der Kinder – wahrnehmen zu können. Auf diese Weise können die Kinder rechtzeitig aus dem Kindergarten abgeholt werden. Nach der Schule können die Schüler bei den Hausaufgaben unterstützt werden. Das geregelte Familienleben wird durch die Teilzeitarbeit nicht gestört. Erst recht nicht dann, wenn die flexibel gehandhabt wird. Auch für diejenigen, die sich neben dem „Brot-und-Butter“-Job weiterqualifizieren möchten, beispielsweise mit einem Studium oder auf einer Meisterschule, dabei aber auf das regelmäßige Gehalt angewiesen sind, ist diese Variante ideal. Und oftmals steht auch die Perspektive im Raum, bei sich ändernden Lebensumständen wieder in Vollzeit arbeiten zu wollen. Der Fuß befindet sich bereits im Unternehmen. Die Chancen darauf, dass das Unternehmen die Arbeitszeit bereits eingearbeiteter Fachkräfte erhöht, ist groß.

Wie funktioniert Jobsharing?

Jobsharing ist eines der ganz speziellen Arbeitszeitmodelle. Der Teamgedanke steht im Mittelpunkt. Zwei oder mehrere Arbeitnehmer teilen sich einen Fulltime-Arbeitsplatz. Die unterschiedlichsten Gründe bewegen Menschen dazu, ihre Arbeitszeiten – möglicherweise nur temporär über ein paar Jahre – zu reduzieren. Lässt das Unternehmen sich auf diese Wünsche ein, profitiert es davon, dass die Kompetenz jedes Einzelnen im Betrieb verbleibt. Besonders wichtig ist die perfekte Abstimmung der Angestellten, die hier außerordentliche Teamfähigkeit beweisen müssen und auch beweisen dürfen. Ideal ist es, wenn die Personen, die sich letztlich zeitlich ergänzen sollen, eine annähernd gleiche Qualifikation besitzen und in der Realität dieselben Aufgaben wahrnehmen können. Die Essenz sind hochgradig effiziente Arbeitsergebnisse, zumal die Fähigkeiten komprimiert und kombiniert werden.

Was ist Homeoffice?

Homeoffice ist der absolute Trend im aktuellen Kommunikationszeitalter. Ein Vertriebsmitarbeiter muss nicht zwingend die Zeit, in der er nicht auf Reisen oder beim Kunden vor Ort ist, direkt im Betrieb verbringen. Ein IT-Consultant kann mit einer entsprechenden Anbindung zahlreiche Aufgaben auch von zu Hause erledigen – und das möglicherweise sogar weitaus effektiver, weil ungestörter vom Tagesbetrieb und immer erneuten Anfragen aus dem Kollegium. Die Eingaben in einem Ticket-System können von unterwegs beantwortet und bearbeitet werden. Der unbedingte Vorteil ist, dass die Arbeit unabhängig von Zeit und Raum den Menschen schlichtweg zufriedener macht und zumeist für weniger krankmachenden Stress sorgt. Auf der Kehrseite der Medaille steht, dass der Arbeitnehmer in den meisten Fällen dem Unternehmen weit über die üblichen Arbeitszeiten hinaus zur Verfügung stehen muss. Auch hier ganz wichtig ist die optimale Kommunikation zwischen Inhouse und Outbound. Starre Arbeitszeit bekommt zunehmend ergebnisorientierten Projektcharakter.

Was bedeutet Fulltime?

Fulltime traditionell lässt sich in manchen Branchen aufgrund der speziellen Anforderungen kaum umgehen. Im Bausektor, im Transportwesen, in der Pflege – wo die Patienten auf eingespielte Kontaktpersonen angewiesen sind – oder in der Produktion sind die flexiblen Modelle des Arbeitsmarktes 3.0 seltener zu finden. Dass hier noch immer die Gleichmäßigkeit und Struktur der vergangenen Jahrzehnte vorhanden ist, kommt allerdings den Arbeitnehmern entgegen, die eher auf Sicherheit und Gewohntes setzen und die Arbeitswelt nicht ihr Privatleben bestimmen lassen wollen. Der typische Nine-to-Five-Tag wird mit hoher Wahrscheinlichkeit niemals wirklich verschwinden. Aber dass sich vieles verändern wird, ist eine Tatsache, für die man rechtzeitig die persönlichen Weichen stellen sollte.

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