Die schriftliche Bewerbung unterliegt ihren ganz eigenen Gesetzen. Ein Drahtseilakt zwischen korrekter Form und optimaler Eigendarstellung. Was früher undenkbar schien, ist heutzutage längst zu einer Grundanforderung geworden: Kreativität gehört in jede Bewerbungsmappe. Standarschreiben langweilen die Empfänger. Und diese Kreativität muss businessgemäß erfolgversprechend verpackt werden. Leider fließen Fehler gerade unbemerkt ein. Dabei gibt es zahlreiche Tipps, wie die vermieden werden können. Der erste Ratschlag gleich vorweg: Fertigen Sie die Bewerbungsmappe nicht im Schnelldurchgang. Stellen Sie die Unterlagen rechtzeitig zusammen, lassen Sie das Geschriebene sacken und prüfen Sie es mehrfach mit Abstand auf korrekte Rechtschreibung, Ausdrucksweise und Sinngehalt.
Kurz und knapp, und dann soll auch noch alles drinstehen, weshalb Sie der optimale Bewerber oder die optimale Bewerberin für den ausgeschriebenen Job sind. Schon vor Jahrhunderten hat Goethe es auf den Punkt gebracht: „Entschuldige die Länge des Briefes, ich hatte keine Zeit mich kurz zu fassen“. Die Weisheit gilt noch heute: Personalentscheider wollen in wenigen Worten – begrenzt auf eine DinA4-Seite – erfahren, was Sie zum idealen Kandidaten macht. Also heißt es, sich unbedingt zielführend auszudrücken. Drei Absätze, in denen Sie Ihr Interesse und den Grund des Interesses aufzeigen, in denen Sie Ihre Qualifikationen und Soft Skills in den Mittelpunkt rücken, ohne selbstlobend zu übertreiben, und in denen Sie abschließend in aktiver Grammatik erklären, weshalb Sie sich als optimalen Bewerber für die Stelle und die Stelle als optimal für sich selbst sehen.
Konkret heißt das: Floskeln sind Bewerbungskiller, verzichten Sie darauf. Dass Sie „belastbar und teamfähig“ sind, dürfen Sie möglicherweise irgendwann beweisen. In einem Bewerbungsschreiben haben solche zeitraubenden, weil oberflächlichen Attribute nichts verloren. Ganz im Gegenteil, sie sorgen für unterbewusste Abwehr, der Lesende bekommt das Gefühl, dass Sie seine – oder ihre – Kompetenz unterschätzen. Dass Sie sich „über die Gelegenheit zu einem persönlichen Vorstellungsgespräch freuen würden“ ist eine nicht erwähnenswerte Selbstverständlichkeit; andernfalls hätten Sie die Bewerbung kaum verfasst.
Der Lebenslauf hat sich im Laufe der Zeit formal leicht gewandelt. Faktisch allerdings nicht. Es ist die Auflistung Ihrer persönlichen Daten, der Schul- und Ausbildungszeit mitsamt Abschlüssen, etwaiger Fortbildungen und bisherigen Anstellungen. Und das wird selbstverständlich mit den entsprechenden Jahresdaten versehen. Der Grundsatz muss an dieser Stelle die unbedingte Ehrlichkeit und Wahrheit bleiben. Ein Anlass für Beschönigungen oder gar Lügen existiert nicht. Vielmehr könnten die sich als gnadenlose Fallstricke im späteren Bewerbungsgespräch erweisen. Sie können durchaus auf die menschliche Einschätzungsfähigkeit der Personaler vertrauen. Denen ist sehr bewusst, dass es wirklich lückenlose Lebensläufe und Biografien eigentlich nicht gibt. Weitaus wichtiger ist, dass die Persönlichkeitsfindung irgendwann wieder zu einem positiven Abschluss gekommen ist und der Bewerber einen aktiven Weg eingeschlagen hat. Beschönigen Sie nichts. Und wenn es wirklich konkrete Gründe dafür gibt, weshalb Sie während des Studiums zwei Jahre nicht studiert haben, sondern lieber als Backpacker durch Australien gelaufen sind, dann ist auch das ein positiver Teil ihrer persönlichen Geschichte und sollte so formuliert werden.
Das Interessante: Seit Einführung des Antidiskriminierungsgesetzes (AGG) gehört das Bewerbungsfoto nicht mehr verpflichtend zu einer Bewerbung. Allen Beteiligten ist allerdings bewusst, dass es die Chancen auf den Job dennoch steigert. Es geht eben nicht um das attraktive Aussehen eines Topmodels. Das wäre vermutlich bei den meisten Stellenangeboten ohnehin fehl am Platz. Es geht darum (auch in Ihrem eigenen Sinne), dass Sie zum Job und Unternehmen passen. Wie Sie das am besten hinbekommen? Eigentlich überaus simpel. Informieren Sie sich über die Mitarbeiter des Unternehmens, über den Dresscode und die Außendarstellung. Vielleicht finden Sie Bilder im Internet, vielleicht auf einer Firmenbroschüre. Und dann stellen Sie sich vor, Sie sind bereits selbst Angestellte oder Angestellter des Betriebs. Sie kleiden sich dezent und passend, setzen ein freundliches – aber keinesfalls überzogenes – Lächeln und eine interessiert businessorientierte Mimik auf. Und schon darf der Fotograf abdrücken.
Ganz am Anfang des Berufslebens sind kaum Arbeitszeugnisse vorhanden – wie denn auch. Einsteiger werden sich auf die Schul- und Ausbildungsabschlüsse konzentrieren. Im Laufe der Jahre sieht es dann schon anders aus. Berufserfahrene, die möglicherweise schon Stellen- oder Arbeitgeberwechsel hinter sich haben, können Tätigkeitszeugnisse vorweisen. Das Schülerpraktikum beim „Tante Emma Laden“ von nebenan relativiert sich und ist auch nicht mehr wichtig. Die Aktualität steht im Mittelpunkt; gerne kann auch die Bereitschaft zu Fortbildungen dokumentiert werden. Den künftigen Arbeitgeber interessiert vor allem, was Sie in den letzten Jahren gemacht haben, wie Sie sich zusätzlich qualifiziert haben und wie aktuell Ihre Kompetenzen sind. Dass Sie sich vor 30 Jahren vom Tellerwäscher zum Gläserschlepper hochgearbeitet haben, obwohl Sie jetzt Diplom-Ingenieur sind, ist bestimmt witzig. Auf einen Beleg dessen können – und sollten – Sie gerne verzichten.
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