Im Vorstellungsgespräch lernen sich zwei Parteien kennen, die möglicherweise – oder hoffentlich – bald viel Zeit miteinander verbringen werden: Arbeitgeber und Jobsuchende. Bei allen zu beachtenden Details, die für den erfolgreichen Verlauf sorgen können, verbleibt auch immer ein Teil für die Persönlichkeit. Trotz aller Karrierewünsche, sollte es einfach zusammenpassen, auf beiden Seiten. Der – oder die – Jobsuchende möchte sich hier individuell gut aufgehoben fühlen. Dennoch, den Personaler mit unwichtigen Informationen zu vergraulen, ist auch keine gute Idee. Stellt sich die Frage, ob und welche der eigenen Interessen genannt werden sollten:
Small-Talk auf hohem Niveau
Souverän und locker im Vorstellungsgespräch aufzutreten, ist ganz sicher keine einfache Aufgabe. Bei den meisten Bewerbern sind die Nerven bis zum Zerreißen angespannt. Die Emotionen der Hoffnung bestimmen die Gedanken und trotzdem müssen sie beherrscht werden. Auf dem Präsentierteller haben die Gefühle nichts zu suchen, selbst wenn der potenziell künftige Chef ganz genau weiß, was in Ihnen vorgeht. Irgendwann im Gespräch werden Sie vermutlich Gelegenheit bekommen, von sich selbst und Ihren Interessen zu berichten; ein wenig Small-Talk. Sie glauben, die Situation will sich gerade entspannen? Weit gefehlt; der Spannungsbogen ist noch immer auf allerhöchstem Niveau.
Nicht plappern – bei Fakten bleiben
Sobald Sie nach persönlichen Interessen gefragt werden, sind Sie auf dem besten Wege, ins sprichwörtliche offene Messer zu rennen. Sie fühlen sich in Ihrer Individualität angesprochen und fangen an zu plappern. Nichts Falscheres hätte Sie in diesem Moment machen können. Business-like schreibt sich eindeutig anders. Weitaus besser ist es diesem Moment, jene Interessen in den Mittelpunkt zu rücken, die unmittelbar mit dem angestrebten Arbeitsplatz zu tun haben. Stellen wir uns zum Beispiel den Handwerker vor, der sich auf den Job als Maurer bewirbt. Dass er jetzt davon erzählt, wie er erst vor kurzem das Haus der Eltern renoviert hat, ist ein optimaler Gesprächsaufhänger. Denken wir an den IT-Spezialisten, der davon berichten kann, bereits in den vergangenen Jahren Online-Shops und Internetpräsenzen von Bekannten oder Freunden optimiert zu haben. Besser geht es kaum. Die Sekretärin, deren sehnlichster Wunsch es ist, ihre Familie zu ernähren, und dafür in der Vergangenheit immer wieder Fortbildungskurse absolviert hat, zeigt wie sehr Familienleben und Beruf übereinstimmen können.
Im Kontext der Bewerbung bleiben
Andere Interessen können – und sollten – kurz angerissen werden. Es dient der verbalen und auch nonverbalen Kommunikation; der Gesprächsfluss sollte nicht ins Stocken geraten. Allerdings: Bitte nur kurz, höchstenfalls mit einem kurzen Hinweis auf Ihre Reisefreudigkeit, Ihren netten Freundeskreis, Ihre sportlichen Aktivitäten und ähnliche Dinge. Das lässt sich in – höchstenfalls – einem halben Satz abhandeln. Der Personalentscheider empfindet Sie als angenehmen, aktiven Menschen. In welchen Ländern sie bereits gewesen sind, welche sportlichen Disziplinen Ihnen besonders liegen und ähnliche Dinge will er nicht hören. Und falls doch, wird er schon danach fragen. Sie können sich darauf verlassen. Übrigens macht es bei der Jobsuche auch wenig Sinn, im Schlachtereifachbetrieb zu erwähnen, dass Sie sich ausschließlich vegan ernähren.
Hier sind Sie Arbeitskraft
Ganz konkret heißt das: Sie stellen sich hier als Arbeitskraft und nicht als Privatmensch vor. Sie brauchen nichts zu verschweigen. Vielmehr sollten Sie Ihre Worte sorgsam gewichten. Was Sie kompetent für die vakante Stelle macht, wird gerne ausführlicher beleuchtet. Mit anderen Details werfen Sie dem Gesprächspartner ganz vorsichtig einen Happen, sozusagen einen Köder hin; mehr nicht. Möglicherweise sind die gemeinsamen Interessen sogar deckungsgleich. Das würde dann wunderbar passen.
Die Balance der Informationen halten
Impulsivität und Energie sind wunderbare Eigenschaften; jeder – auch im Business – weiß das zu schätzen. Auch wenn Sie mit Worten gerne aufzeichnen möchten, wer Sie eigentlich sind und wie Sie sich selbst empfinden. Denken Sie aber daran, dass Sie jemandem gegenübersitzen, der in Zukunft Ihr Vorgesetzter oder Ihre Vorgesetzte sein kann. Und zu jedem Arbeitsverhältnis gehört eben auch die beidseitige Diskretion. Diese zwischenmenschlichen Grenzen sollten Sie nicht sinnloserweise überspringen. Ihr Gegenüber ist wachsam, bestens geschult auch zwischen den Zeilen zu lesen. Während Sie sprechen, hört er den Klang Ihrer Stimme, die Geradlinigkeit oder Schüchternheit. Wenn Sie nun über die Interessen klagen, denen Sie leider nicht nachgehen können, weil (…) – schon verloren. Verwechseln Sie also nicht Job und Privatleben, bevor der Arbeitsplatz überhaupt begonnen hat.
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