Vorstellungsgespräch: Macht es Sinn, zu lügen oder Dinge zu verschweigen?

Die Antwort auf diese Frage kann nur zwiespältig sein. Sie wollen und müssen sich im Vorstellungsgespräch möglichst ideal darstellen, mit allen erdenklichen Mitteln und Möglichkeiten um einen erfolgreichen Ausgang kämpfen. Dass es nicht einfach war, bis in dieses Gespräch zu kommen, ist Ihnen mehr als bewusst. Nun wollen Sie es nicht mit unangenehmen Aspekten belasten. Andererseits möchten Sie in diesem Unternehmen Jahre Ihres Berufslebens verbringen. Sie wünschen sich eine betriebliche Atmosphäre, in die Sie sich tagtäglich mit angenehmer Stimmung begeben können. Alles andere würde Sie möglicherweise dauerhaft belasten und die Seele nicht zu Freudensprüngen veranlassen. Tief in der Frage nach der Lüge ja oder nein, nach dem Verschweigen ja oder nein, steckt allerdings immer ein beruflicher Zusammenhang.

Gibt es für Lüge einen wirklichen Grund?

Was könnten das für Details sein, die man lieber nicht benennen würde? Das sind womöglich Löcher und Ausfallzeiten in ihrem Lebenslauf und Ihrer Ausbildung. Ein Grund dafür, an dieser Stelle obskure Lügen aufzutischen, existiert nicht. Sie würden sich vermutlich um Kopf und Kragen reden, weil der Personalentscheider merkt, wenn ihm Geschichten vorgegaukelt werden. Vermutlich würde er sich in seiner Intelligenz und Menschenkenntnis eher beleidigt fühlen, statt Ihnen auf den Leim zu gehen. Jedem ist bewusst, dass manche junge Menschen etwas länger brauchen, um die richtige Kurve in ihrem Leben zu bekommen und viele Räder bis dahin eher achteckig sind.

Bei Fachfragen immer ehrlich bleiben

Eine weitere Variante ist die Frage nach speziellen Kenntnissen oder Fähigkeiten. So werden Sie beispielsweise nach Mathekenntnissen befragt oder inwieweit Sie die üblichen Office-Programme von Word über Excel bis Access beherrschen. Lügen? „Ja, ich kann das“? Nein, niemals, auf gar keinen Fall. Spätestens wenn Sie das unter Beweis stellen müssen oder der Personaler eine Detailfrage stellt, laufen Sie auf Grundeis. Das Gespräch ist schneller beendet, als Sie sich das vorstellen können. Viel sinnvoller ist in solchen Augenblicken die Ehrlichkeit. Nein, das kann ich nicht so gut – noch nicht! Und schon lassen Sie einfließen, dass Sie sich bereits für einen entsprechenden Fortbildungskurs angemeldet haben.

Keine Lüge, es kommt ohnehin alles raus

Enger wird’s, wenn Sie vom vorherigen Arbeitgeber eine Kündigung erhalten haben. Auch hier ist die Gefahr groß, sich in ein Lügengeflecht zu verstricken. Schon im eigenen Interesse sollten Sie nicht in diese Falle tappen. Bleiben Sie in Ihren Aussagen immer ehrlich. Denken Sie daran, dass alles, schlichtweg alles nachprüfbar ist. Und wenn der Chef die geringsten Zweifel an Ihren Aussagen hat, wird er das auch tun. Geben Sie ihm dafür keinen Grund. Zu groß ist die Gefahr, dass die Lüge nachträglich ans Licht kommt. Im besten Fall bekommen Sie den Job nicht. Im schlimmsten Fall finden Sie sich in einem vergifteten Betriebsklima wieder oder werden innerhalb der Probezeit entsorgt.

Sie können nicht wissen, was der andere wissen will

Ganz anders verhält es sich mit der Antwort darauf, ob Sie Aspekte verschweigen sollten. Punkte, die unmittelbar wichtig für den ausgeschriebenen Arbeitsplatz sind, müssen benannt werden. Sie würden andernfalls niemals auf lange Sicht zufrieden sein können. Vielleicht würden Sie Aufgaben übertragen bekommen, denen Sie schlichtweg nicht gewachsen sind. Die Kehrseite der Medaille: Sie wollen den Job; schlafende Hunde wecken, bevor Sie aktiv darauf angesprochen worden sind, ist auch nicht nötig. Weshalb sollten Sie sich selbst Steine in den beruflichen Weg werfen? Damit wären wir wieder bei Aspekten wie dem lückenhaften Lebenslauf. Sie können sich sicher sein, Ihre Bewerbung wurde detailliert und umfassend gelesen, bis man Sie zum Vorstellungsgespräch eingeladen hat. Möchte der oder die künftige Vorgesetzte exaktere Auskunft zu den Gründen haben, werden Sie darauf angesprochen. Häufig aber ist das überhaupt kein Thema. Sie wurden nicht trotz der offenen Fragen zum Gespräch gebeten. Der Gesamteindruck hat überzeugt. Somit ist es keine gute Strategie, aus eigener Initiative selbstständig den Finger in problematische Wunden zu legen. Wenngleich Sie zwangsläufig in der schwächeren Position sind, bleiben Sie gelassen und überlassen Sie dem Personaler die Fragen. Kommen unangenehme Fragen, antworten Sie wahrheitsgemäß. Und immer dran denken: Es soll ein dauerhaftes Arbeitsverhältnis werden. Nebenbei: Glauben Sie eigentlich wirklich, dass der Chef Ihnen absolut alles bis ins kleinste unangenehme Detail sagt?

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