Der Mittelstand ist noch immer der Motor der bundesdeutschen Wirtschaft. Das hat jahrzehntelange Tradition und ist immer wieder unter Beweis gestellt worden. Diese Betriebe sind die branchenübergreifende Schnittstelle der Gesellschaft, die Brücke zwischen Großkonzernen und Kleinunternehmern; die Basis dafür, dass die wirtschaftlichen Zusammenhänge überhaupt funktionieren können. Letztlich werden nahezu alle Bereiche des alltäglichen Lebens zwischen Handel und Handwerk zum allergrößten Teil über den Mittelstand abgedeckt. Für junge Menschen auf der Suche nach einer Ausbildung hier eine beeindruckende Zahl: Über 80 Prozent (!) der Ausbildungsstellen in Deutschland stammen aus dem Mittelstand. Hätten Sie das gewusst oder wenigstens vermutet? Vermutlich nicht. Der Grund dafür ist, dass die Mittelständler eben nicht wie die Großkonzerne tagtäglich im Fokus der Medien und der Öffentlichkeit stehen. Sie funktionieren einfach und sind bei aller Eigenständigkeit bestens miteinander verzahnt. Vielleicht ist das besondere Geheimnis, dass diese Unternehmen im Normalfall für die eigene Existenz und nicht für die größtmögliche Rendite von Aktionären arbeiten.
Dabei bieten sie zumeist angenehme, weil bodenständige Arbeitsbedingungen. Die meisten Unternehmen werden – je nach Gesellschaftsform – von Geschäftsführern oder Vorstandsvorsitzenden geleitet. Viele Betriebe sind sogar noch Inhaber-geführt. Im Gegensatz zu Konzernen, sind die Entscheidungswege kurz. Oftmals haben die Angestellten – auch auf Managementebene – gleich mehrere Funktionen inne. Änderungen der Produktionsprozesse oder des Dienstleistungsportfolios lassen sich relativ schnell umsetzen. Eine Tatsache, die den Mittelstand so außergewöhnlich leistungsfähig und flexibel macht. Außerdem sind die unterschiedlichen Firmen mit eigenen Branchenverbänden organisiert, entsprechen beispielsweise den Vorgaben der IHK – der Industrie- und Handelskammer – und sind sich der Tatsache vollkommen bewusst, dass ohne qualifizierten Nachwuchs auf Dauer gar nichts geht.
Insbesondere der Mittelstand verpflichtet sich alljährlich immer wieder, Ausbildungsstellen zur Verfügung zu stellen. Er trägt wesentlich dazu bei, dass aktuell 500.000 Ausbildungsplätze besetzt werden sollen. Die besten Mittelstandsunternehmen Deutschlands stammen aus den Bereichen Agrarprodukte und Tiefkühlkost, Software-Entwicklung, Lasermaschinen-Produktion, Lasermikrotechnik oder der Produktion von Fräsmaschinen. Hinzu kommt die Lederwaren- bzw. Kofferproduktion, Verfahrenstechnik, die Entwicklung von Steuerungsanlagen und die Labordiagnostik. Zum Mittelstand gehören übrigens auch Weltmarktführer ihrer jeweiligen Disziplin, zum Beispiel mit der Entwicklung und Produktion von Windkrafträdern. Deutschland soll Weltleitmarkt der erneuerbaren Energien werden und das findet ganz sicher nicht nur mit Großkonzernen statt. Die Azubis können im wahrsten Sinne des Wortes aus einem riesigen Angebot schöpfen. Dass nicht jede Branche in jeder Region vertreten sein kann und man für den individuell passenden Job bisweilen auch zu einem Umzug in einen anderen Ort bereit sein muss, versteht sich dabei nahezu von selbst. Der Arbeitsmarkt verlangt mehr als je zuvor nach Mobilität. Apropos Mobilität: Auch in der Branche der mittelständischen Autovermietung ist Deutschland europaweit führend.
Selbstredend finden sich in den unterschiedlichen Regionen auch unterschiedliche Schwerpunkte. Die meisten der Top-100 des Mittelstands – immerhin 48 davon – haben ihren Sitz in Bayern oder Baden-Württemberg. Der Norden ist deutlich dünner besiedelt, bietet aber gerade durch die Seehäfen zahlreiche Chancen in den logistischen Berufen. Zudem sind die endlosen Flächen in Niedersachen und Schleswig-Holstein geradezu für die Nutzung von Windenergie prädestiniert, erst recht die Offshore-Bereiche in der Nord- und Ostsee. Besonders dynamisch, zum Beispiel in der Medienbranche, sind immer noch die Metropolen Köln, Düsseldorf, Hamburg und Berlin. Im Osten herrscht noch ein gewisser Nachholbedarf, aber auch das wird der Mittelstand mit hoher Wahrscheinlichkeit im eigenen Sinne und in dem der Arbeitnehmer bald im Griff haben.
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