Wieso ist der Begriff „Arbeit“ eigentlich mit derart vielen negativen Assoziationen verbunden? Na ja, zunächst mal ist es das Gegenteil von Freizeit; jener Zeit, die man ganz nach persönlichen Vorstellungen gestalten kann, mit der Familie, mit Freunden, alleine – ganz nach individuellen Wünschen. Arbeit entsteht aus Zwängen heraus. Lebenshaltungskosten wie Miete, Essen und Trinken, die Klamotten, das Auto wollen allmonatlich bezahlt werden. Die Kinder sollen eine vernünftige Ausbildung erhalten – auch das kostet Geld. Und dann möchte man sich zwischendurch auch noch mal was leisten können, ein Hobby, den Urlaub, den netten Restaurantbesuch. Also wird malocht, dass sich die Balken biegen. Körperlich und mental ausgelaugt kriechen die Menschen inklusive Burnout-Syndrom über die Schwelle zur Rente und bemerken ganz plötzlich, dass sie ihr Leben in Unzufriedenheit verbracht haben. Hätte mit der richtigen Einstellung auch ganz anders verlaufen können. Denn Arbeit kann und soll Spaß machen. Eine Frage der inneren Einstellung:
Gerade die bundesdeutsche Nörgelkultur ist dafür prädestiniert, in allen erdenklichen Dingen zunächst einmal das Negative zu sehen. Und wenn etwas doch mal positiv ist, wird man schon irgendeinen Haken daran finden. Das Leben – und die Arbeit ist ein bestimmender Teil davon – wird zum Beipackzettel einer Medizin: Bei derart vielen bedenklichen Nebenwirkungen, lässt sich leicht irgendwas Schlechtes auswählen. Das geht auch vollkommen anders und sollte unbedingt aktiv angegangen werden. Freude am Job ist ganz sicherlich keine Utopie, man muss nur eben etwas dafür tun. Zunächst geht es um das Selbstverständnis. Wer die Arbeit als Leidenschaft und Berufung versteht, ist bereits den ersten wichtigen Schritt gegangen.
Werfen wir einen Blick ins Privatleben, wird schnell deutlich worum es eigentlich geht. Mit absoluter Leidenschaft gehen Menschen ihren Hobbys nach, ob sportlich, künstlerisch, kulinarisch oder wie auch immer. Alles wird wieder und wieder perfektioniert, eines Tages wird der optimale Jump mit dem Skateboard schon gelingen. Selbst höchste Anstrengungen werden paradoxerweise als toll empfunden. Und wenn man nach dem Marathonlauf völlig erschöpft und ausgelaugt über die Ziellinie stolpert und irgendwo hechelnd in der Hecke liegt, ist selbst das noch ein super Erlebnis. Am Ende der Kräfte, die Muskeln haben längst dichtgemacht, die Füße haben Blasen oder bluten fröhlich vor sich hin – und das soll angenehm sein? Ja, ist es! Unbedingt! Aber ganz ehrlich, das hätte mal ein Arbeitgeber mit einem machen sollen. In Sekundenschnelle hätte man ihm die fristlose Kündigung auf den Schreibtisch geschmissen. Hier kommt die blanke Wahrheit: Wer sich seinem Job mit demselben Enthusiasmus widmet, kann ebenso viel Spaß haben. Beim Sport zählt das individuelle Ergebnis. Beim Job etwa nicht?
Weshalb ist uns Menschen das Ergebnis beim Sport so immens wichtig? Weil unsere Seele sich aus der psychologischen Perspektive auf einen einzigen Wunsch reduzieren lässt: Wir wollen geliebt und gesehen werden. Auf jede Aktion erfolgt irgendwann eine Reaktion. Der Sportler erhält eine Medaille oder schuftet für einen attraktiven Körper. Der Hobbykoch ist begeistert, wenn er für die lukullischen Kreationen gelobt wird. Die Musikerin sonnt sich im nicht enden wollenden Applaus. Was nun, wenn wir die Arbeit auf die gleiche Weise begreifen würden? Automatisch würde das bedeuten, dass die Anerkennung von Kollegen oder zufriedenen Kunden eine unbedingte Bereicherung wären, die wir immer wieder erleben wollen. Absolut jedes gelungene Werkstück im Handwerk oder die gelungene Briefformulierung im kaufmännischen Bereich wären ein absoluter Ansporn: think positiv! Und Geld bekommt man dafür auch noch.
Wirklich möglich ist das nur, indem man sich die stimmigen Rahmenbedingungen schafft. Und das beginnt bei einem selbst: Sie möchten für Ihre Arbeit gelobt werden? Dann warten Sie nicht darauf und stellen sich auch nicht selbstverliebt in den Mittelpunkt – loben Sie die Arbeit der anderen. Irgendwann folgt die positive Resonanz. Sie möchten respektvoll behandelt werden, logisch. Das beste Rezept dafür ist es, Kollegen, Vorgesetzten und Kunden mit dem Respekt zu begegnen, den Sie für sich selbst einfordern. Sie haben das Gefühl, Ihre Arbeits- und somit Lebenszeit mit Sinnlosigkeiten zu vergeuden? Dann lassen Sie doch den Quatsch und überlegen stattdessen, wie monotone Tätigkeiten automatisiert werden können, damit Sie sich kreativeren Aufgaben widmen können. Für jeden betriebswirtschaftlich machbaren Vorschlag werden die Vorgesetzten ein offenes Ohr haben – mit hoher Wahrscheinlichkeit.
Auch die äußeren Bedingungen spielen eine Rolle. Ist die Büroeinrichtung nüchtern wie ein Krankenhausflur, werden Sie sich darin kaum wohlfühlen. Das lässt sich ändern. Ist die Anwesenheitszeit im Betrieb unflexibel und starr, fühlen Sie sich nicht als vollwertiges Teil der Crew, sondern eher wie ein Gefängnis-Insasse. Mittlerweile werden von den Unternehmen die unterschiedlichsten Arbeitszeitmodelle angeboten, mit denen sich Arbeitsleben und Privatleben besser in Einklang bringen lassen. Noch viel weiter, die beiden vermeintlichen Gegensätze verschmelzen sogar miteinander und lassen sich gegenseitig die benötigten Freiräume. Eine ideale Kombination. Und Sie werden nicht mehr das Gefühl haben, das wahre Leben rausche einfach an Ihnen vorüber. Das Arbeitsleben ist nun mal kein Wartezimmer; Sie bestimmen Ihr Leben selbst.
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