Vorstellungsgespräch 3.0 – mit Mimik, Gestik und Körpersprache überzeugen

Das erste persönliche Gespräch mit dem hoffentlich künftigen Arbeitgeber ist und bleibt ein Drahtseilakt. Die schriftliche Bewerbung mitsamt Tätigkeitsnachweisen, Zeugnissen, Lebenslauf und Bewerbungsfoto ist offensichtlich gut angekommen. Wer es bis ins Vorstellungsgespräch geschafft hat, befindet sich definitiv in der engeren Auswahl. Was folgt, ist eine subjektive Momentaufnahme, in der wenige Minuten über den positiven oder negativen Ausgang entscheiden. Die wenigsten Bewerber oder Bewerberinnen sind im Vorstellungsgespräch frei von Nervosität und das ist auch gut so. Schließlich ist das mehr als menschlich, vollkommen nachvollziehbar und jedem Personalverantwortlichen vollkommen bewusst.

Die gute Nachricht: Sie dürfen nervös sein – in Maßen. Die außergewöhnliche, weil ungewohnte Anforderung: Sie müssen diesen Stress beherrschen. Ein wichtiger Indikator dafür, ob Arbeitnehmer und Arbeitgeber zusammenpassen – letztlich auch dafür, ob und wie Sie den beruflichen Aufgaben gewachsen sind – ist Ihre Körpersprache. Nun gilt es nüchterne Bewerbungsunterlagen mit Leben zu füllen. Jetzt geht es um Ihre Persönlichkeit, um Charakter und Soft Skills. Sie müssen sich selbst aktiv verkaufen – aber bitte mit angemessenem Fingerspitzengefühl. Und wie funktioniert das? Die Antwort ist so simpel wie komplex zugleich:

Außenwirkung und innere Ruhe – Tricks des Unterbewusstseins

Die Körpersprache muss überzeugend und authentisch wirken. Und das ab dem ersten Augenblick. Gerademal zwei Minuten – die ersten – entscheiden über Sympathie oder Antipathie. Danach hat der Personaler seine Entscheidung unterbewusst längst gefällt – eine geradezu ernüchternde psychologische Tatsache. Nonverbale Kommunikation findet im Bruchteil von Sekunden statt. Umso wichtiger, mit Mimik und Gestik die Signale auf Erfolg zu setzen: Am Anfang steht die Begrüßung. Der Händedruck sollte Charakterstärke und Selbstsicherheit ohne Überheblichkeit vermitteln. Das will sagen: Ein schlaffes Händeschütteln ist wenig hilfreich und stellt eher ein nachdenkliches Fragezeichen in den Raum. Wer zupackt, gewinnt.

Königsdisziplin der Kommunikation – der Blickkontakt

Immens wichtig ist bereits in dieser Phase der Blickkontakt, das unmissverständliche Signal für Aufmerksamkeit. Schauen Sie dem Gesprächspartner – oder der Gesprächspartnerin in die Augen, aber vermeiden Sie unbedingt, ihn oder sie zu fixieren. Ein freundlicher Blickkontakt beim Vorstellungsgespräch ist ein angenehmes Signal. Ein starrer Blick direkt ins Gesicht wirkt aufgesetzt bis unhöflich. Ganz konkret heißt das, dass der Blick von Zeit zu Zeit immer wieder unterbrochen werden muss, um ihn dann erneut aufzubauen. Und es geht noch weiter, zugegebenermaßen ein wenig komplizierter. Bemühen Sie sich darum, den selbstverständlichen Lidschlag zu kontrollieren. Unsicherheit und Nervosität äußern sich in schnellem Lidschlag. Reduzierter Lidschlag wiederum signalisiert, dass Sie gesprächsoffen in sich selbst ruhen.

Seriös professionelles Lächeln, statt albernem Honig-Grinsen

Freundliches Lächeln wirkt positiv und dynamisch. Überzogenes Piranha-Lächeln steht für unkontrollierte Selbstbeherrschung. Und selbstverständlich sollte freundliche Gesichtsmimik nicht mit permanenten Grinsen verwechselt werden. Das macht jedem Vorstellungsgespräch den vorzeitigen Garaus. Ihnen geht es darum, eine offene und positive Gesprächsatmosphäre ohne Selbstüberschätzung zu erzeugen. Im Gegensatz zu Ihnen selbst ist der Personalentscheider – in den allermeisten Fällen – auf diesem Gebiet ein absoluter Profi und weiß sämtliche Signale zu deuten. Zeigen Sie sich verbindlich nett.

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Haltung von Kopf bis Fuß – Haltung von Anfang bis Ende

Zum überzeugenden Auftritt gehört unbedingt die korrekte Körperhaltung. Eine gewisse Spannung zeugt von Interesse und Dynamik. Ein schlaffes Stehen oder Sitzen mit hängenden Schultern lässt den Arbeitgeber an der Leistungsfähigkeit des Bewerbers zweifeln. Exakt aber die erwartet er berechtigterweise von seinem künftigen Personal. Konsequent muss die kommunikative Linie offen gehalten werden. Die Arme werden also auf gar keinen Fall verschränkt. Die Hände werden nicht irgendwo unter dem Schreibtisch versteckt und vor dem Mund befinden sie sich schon gar nicht. Die Ellbogen werden weder übertrieben eng an den Körper gedrückt noch besonders breit abgewinkelt. Die Füße wackeln nicht ständig unmotiviert hin und her, sondern bleiben möglichst ruhig auf einer Stelle.

Die Hände sprechen auch dann, wenn Sie schweigen

Dabei sprechen die Hände – wie auch das Gesicht – ihre ganz eigene, individuelle Sprache. Wildes Gestikulieren ist vollkommen unpassend und unangebracht. Worte können durch die passende Handbewegung unterstützt werden. Aber dieses Stilmittel sollte dezent und nicht übertrieben häufig eingesetzt werden. Auch hier macht es durchaus Sinn, sich über die Wirkung der Gestik Gedanken zu machen. Eine leicht schwungvolle Handbewegung kann den Redefluss unterstreichen; sozusagen eine motivierende Geste, den Gedanken fortzuführen. Der Zeigefinger hingegen kann lieber gleich zu Hause bleiben. Wer mit dem Zeigefinger deutet und erklärt, suggeriert übertriebenes Selbstwertgefühl, sogar mangelnde Teamfähigkeit und schickt sein Gegenüber eher in die abwehrende Defensive.

Und wie kann man sich auf das Vorstellungsgespräch vorbereiten?

Die Problematik: Tipps kann man versuchen zu beachten; letztlich aber ist die Thematik den meisten Menschen vollkommen neu. Was als Autovision bezeichnet wird, lässt sich ungeübt kaum in vollendeter Perfektion umsetzen. Also heißt es, selbst wenn es sich irgendwie ungewohnt und ein wenig befremdlich anfühlt, exakt das zu üben und die Außenwirkung zu kontrollieren. Für Schauspieler ist der Test vor dem Spiegel daheim eine Selbstverständlichkeit. Auch das Rollenspiel mit guten Freunden, der Partnerin oder dem Partner kann sinnvoll sein. Deren ehrliche Reaktion gibt in manchen Facetten darüber Aufschluss, dass man sich selbst vollkommen anders sieht, als man nach außen erscheint. Ein dezentes Lächeln, ein Heben oder Senken des Blicks im richtigen Augenblick, die Körperhaltung gespannt, aber nicht monoton gestrafft – letztlich steht die Frage im Raum, wie man sich mit sich selbst am wohlsten fühlt. Sieht der künftige Arbeitgeber das genauso, haben Sie alles richtig gemacht.

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