- Kein Grund für Selbstzweifel – ein Studienabbruch ist kein Beinbruch
- Perspektivreich: Förderprogramme durchbrechen verkrustete Strukturen
- Der Blick auf die Statistik – ein Eindruck für das Selbstwertgefühl
- Die Zeit der Semester ist ganz sicher nicht verschwendet
- Ein Statement zwischen Mut, Selbstvertrauen und langfristiger Sicherheit
Aus ganz persönlicher Sicht ist es immer unangenehm, wenn man das erklärte Ziel einfach nicht schafft. Mit dem Abitur hat’s geklappt. Danach kam die Entscheidung für ein Hochschulstudium. Nach den ersten Semestern zeigt sich plötzlich, dass es doch nicht den eigenen Vorstellungen entspricht. Dafür können die unterschiedlichsten Gründe verantwortlich sein. Die Erkenntnis, dass die berufliche Zukunft doch eher im praktischen, statt im akademischen Bereich gesehen wird; finanzielle Aspekte, weil trotz BAFöG oder Unterhalt einfach nicht genug Reibung zwischen Daumen und Zeigefinger bleibt, um ein einigermaßen vernünftiges Leben zu fühlen. Möglicherweise bemerken die Studenten, dass seit der G9-/G8-Abischwemme das Studium nicht mehr die einstige Sicherheit auf einen anschließend hochdotierten Job bietet. Am Ende der Gedanken wird das Studium abgebrochen. Der Frust ist groß. Aber hier kommt die hoffnungsmachende Nachricht: Auch wer sein Studium zwischendurch abbricht, hat bereits bewiesen, dass er – oder sie – über große Fähigkeiten verfügt.
Kein Grund für Selbstzweifel – ein Studienabbruch ist kein Beinbruch
Gerade im handwerklichen Bereich werden diese jungen Erwachsenen von den Unternehmen mit Kusshand genommen, da sie bereits bei Eintritt in die Ausbildung über eine höhere Qualifikation verfügen als andere. Studienabbrecher sind in der Sichtweise der Personalverantwortlichen keinesfalls Verlierer, die etwas aus intellektuellen Gründen nicht schaffen. Stattdessen handelt es sich um intelligente, lernfähige und begabte junge Erwachsene, deren Fähigkeiten von den Betrieben dringend gebraucht werden. Dass jeder Weg – gerade in diesem Alter – ein geradliniger sein muss; von diesem Gedanken hat die Arbeitswelt sich schon lange verabschiedet. Insofern ist der Studienabbruch alles andere als ein Ausschlusskriterium bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz.
Perspektivreich: Förderprogramme durchbrechen verkrustete Strukturen
Es gibt zahlreiche Förderprogramme, weil die Unternehmen vielfach nach diesen Azubis suchen, die sie langfristig in der mittleren Führungsebene einsetzen können. Die Politik ist seit langem darum bemüht, die ehemals verkrustete Kante zwischen Ausbildungsberufen und den elitären Hochschulstudien durchlässiger zu gestalten. Ausbildungsbereite Unternehmen – gerade aus dem klein- und mittelständischen Bereich – werden vom Bundesbildungsministerium bereits seit 2006 z. B. mit dem Programm „Jobstarter plus“ gefördert. Folgerichtig auch die Studienabbrecher selbst. Der Hintergrund: Die Engpässe von qualifiziert ausgebildeten Fachkräften sind seit geraumer Zeit vorhersehbar. Mit diesem und weiteren Förderprogrammen stehen wirkungsvolle Instrumente zur Verfügung, um den Ausbildungsmarkt innovativer und flexibler zu gestalten.
Der Blick auf die Statistik – ein Eindruck für das Selbstwertgefühl
Dass Studienabbrecher keine makelbesetzten Einzelfälle sind, zeigt ein Blick auf die bundesdeutschen als auch internationalen Zahlen. Durchschnittlich 28 Prozent brechen in Deutschland ihr Bachelorstudium vorzeitig ab. Dabei ist die größte Quote bei den Ingenieurwissenschaften zu finden, mit gebührendem Abstand gefolgt von Mathematik und Naturwissenschaften. An den Fachhochschulen ist die Quote deutlich niedriger. Interessant auch ein Blick in andere Länder: International befinden die deutschen Studienabbrecher sich gerade mal auf dem 10. Platz. Die Spitzenreiter im negativen (?) Sinne sind die USA, Neuseeland und Schweden. Mag auch ein Wegweiser für die zukunftsweisenden Entwicklungen auf diesen innovativen Arbeitsmärkten sein.
Die Zeit der Semester ist ganz sicher nicht verschwendet
Übrigens: Die bereits absolvierte Studienzeit ist allenfalls in Maßen verschwendet. In den meisten Berufszweigen lässt sich die Ausbildungszeit aufgrund der Vorbildung verkürzen. Die Rechnung ist simpel: Der Student hatte den Bereich Systems Engineering gewählt. Nach zwei Semestern dann das zähneknirschende Erwachen: Die höhere Mathematik übersteigt den eigenen Horizont; mit derart viel praxisfremder Theorie hatte er auch nicht gerechnet. Er schmeißt das Studium hin. Mit einer Portion Glück bekommt er einen Ausbildungsplatz als Mechatroniker in der Systemtechnik. Die dreijährige Ausbildungszeit kann bei entsprechenden Leistungen auf zweieinhalb Jahre verkürzt werden. Wirklich verschenkt ist demnach gerade mal ein halbes Jahr. Damit lässt sich leben.
Ein Statement zwischen Mut, Selbstvertrauen und langfristiger Sicherheit
Die Mut-machende Überlegung sollte diese sein: Die Aussicht darauf, nach einem erfolgreich abgeschlossenen Studium einen hochdotierten Job zu bekommen, ist definitiv vorhanden. Aber angesichts der immer dramatischer werdenden Konkurrenzsituation zunehmend gering. Die Aussicht darauf, als Studienabbrecher einen gut honorierten Arbeitsplatz zu bekommen, ist demgegenüber weitaus größer. Für die individuelle Zukunftsplanung entsteht daraus ein Faktor der Sicherheit. Eine Schwalbe allein macht bekanntlich noch keinen Sommer.
Teile diesen Beitrag "Studienabbruch – Makel auf der Visitenkarte oder sogar eine ideale Chance?"
Auch interessant für Sie.
Kategorisiert in: Karriere