Wie wird das Bewerbungsgespräch ablaufen – Struktur versus Spontanität

Das erfährst Du in diesem Job-Ratgeber:

Selbstverständlich ist jedes Vorstellungsgespräch in Details vollkommen individuell. Leicht nachvollziehbar, schließlich handelt es sich um die Erstkommunikation von (mindestens) zwei Menschen, die ihr Gegenüber kennenlernen wollen – und das innerhalb von ca. 30 bis 60 Minuten. Dennoch existiert ein Muster, ein klassisches Raster, an dem Sie sich orientieren und trotz verständlicher Nervosität entlanghangeln können. Hier kommen die typischen fünf Phasen eines Bewerbungsgespräches:

Die Begrüßung – der erste Moment ist entscheidend

Beim Kennenlernen entscheiden die ersten 20 Sekunden über Sympathie oder Antipathie. Der erste Eindruck klammert sich im Bewerbungsgespräch fest wie kaum ein anderer. Ein paar klassische psychologische Tricks und Überlegungen können helfen, diese erste Hürde positiv zu gestalten. Aber Achtung! Bitte ausschließlich vorsichtig und mit Fingerspitzengefühl einsetzen. Menschen haben eine klassische Fluchtdistanz. Dabei geht es um Aktion, Reaktion und Interaktion. Laufen Sie dem Personalentscheider nicht mit ausgestreckter Hand und überzogener Dynamik entgegen. Lassen Sie ihn (oder sie) die erste Geste machen. Und dann schütteln Sie fest und bestimmt die Hand, halten freundlichen Augenkontakt und bedanken sich für die Einladung. Schon in dieser Phase können Sie ganz behutsam den sogenannten Chamäleon-Effekt nutzen: Spiegeln Sie ganz vorsichtig Eigenschaften des Personalers. Das kann ein kleines Schrägstellen des Kopfes, ein bestätigendes Nicken oder die Schulterhaltung sein. Noch weitaus effektiver, weil geradezu unbemerkt: Nehmen Sie die Geschwindigkeit seiner Atmung auf. Damit haben Sie eine ideale Ebene für ein Bewerbungsinterview auf vernünftiger Augenhöhe.

Der Smalltalk – perfekte Steilvorlage für das positive Gesprächsklima

Die Gesprächseröffnung beim Jobinterview ist wie ein gegenseitiges Beschnuppern. Eine dezent humoristische Bemerkung kann das Eis brechen. Ein nettes Erlebnis von der Anreise zu schildern, ist ebenfalls ein guter Einstieg. Dabei sollten Sie keinesfalls über negative Dinge nörgeln wie die ewige Verspätung der Bundesbahn oder den leidigen Stau auf der Autobahn. Bleiben Sie positiv, lächeln Sie! Umso angenehmer ist die Gesprächsatmosphäre. Welches Thema Sie auch immer wählen, es sollte in diesem Augenblick noch nichts mit dem eigentlichen Job haben.

Kennenlernen und Selbstpräsentation – jetzt wird es fachlich

Anschließend werden Sie auf Charaktereigenschaften, Authentizität und fachliche Kompetenz durchleuchtet. Die Daten aus Ihrer schriftlichen Bewerbung sollen mit Leben gefüllt werden. Vermutlich werden Sie nun gebeten, etwas über sich zu erzählen, den Grund für Ihr Interesse an dem Job zu erläutern oder ganz direkt den Grund dafür zu nennen, weshalb ausgerechnet Sie der beste Bewerber oder die beste Bewerberin sind. Sparen Sie sich, die Details aus Ihren Bewerbungsunterlagen noch einmal vorzubeten. Die sind irrelevant und vergeuden nur Zeit, denn: Der Gesprächspartner (oder sind es mehrere?) kennt die Unterlagen. Andernfalls würden Sie jetzt hier nicht sitzen. Weitaus wichtiger ist es, die Inhalte jetzt fortzuführen und zu untermauern. Sie sollten anführen, dass und warum Sie optimal qualifiziert sind. Ihr unbedingtes Ziel muss es sein, wichtigsten Aspekt überhaupt in den Mittelpunkt zu rücken: Dieser Job ist für sie keine Notlösung, kein Zufall, kein bequemer Ersatz, ganz im Gegenteil. Es ist der logische Schritt auf ihrer Karriereleiter. Exakt darauf haben Sie hingearbeitet. Genau danach haben Sie gesucht.
Permanent sollten Sie darauf eingestellt sein, dass die Personalentscheider nachfragen und Stressfragen stellen. Kennen Sie den Grund für diese Taktik, haben Sie ihr auch schon den Wind aus den Segeln genommen. Neben den üblichen Verständnisfragen, beispielsweise zu Lücken im Lebenslauf o.ä., sorgen die Personaler ganz bewusst immer wieder für Stressmomente. Getestet werden soll, inwieweit Sie den künftigen Anforderungen im hektischen Berufsalltag gewachsen sind. Reagieren Sie souverän und unangestrengt. Antworten Sie mit ruhiger Stimme und gleichmäßiger Atmung. Bleiben Sie schlichtweg authentisch.

Rückfragen: Geschafft ist es noch lange nicht – suggerieren Sie Interesse

Anschließend werden Sie selbst Gelegenheit erhalten, Fragen zu stellen. Machen Sie jetzt bloß nicht den Fehler, sich sicher zu fühlen. Sie sind noch lange nicht am Ende. Die vermeintlich freundliche Geste ist für Sie eine der größten Herausforderungen überhaupt. Jeder Arbeitgeber verlangt, dass Jobinteressenten sich im Vorfeld über das Unternehmen informiert haben – so konkret, umfangreich und ausgiebig wie irgend möglich. Ob Sie das getan und sich gewissenhaft vorbereitet haben, zeigen die Fragen, die Sie jetzt stellen. Vermeiden Sie Sinnlosigkeit oder gar Dummheit. Gehen Sie auch nicht auf konkrete Details des Arbeitsvertrages ein. Setzen Sie vielmehr Konversationstricks ein: Sie haben sich während des Gesprächs Notizen gemacht, ohne den Personaler zu unterbrechen. Jetzt ist der optimale Augenblick, die abzurufen. Sie haben sich auf der Webseite des Unternehmens über Innovationen informiert? Sprechen Sie die genau jetzt an. Fragen Sie beispielsweise, wie die Kundenreaktion auf das Produkt XY ist.

Abschluss – Pragmatismus ist erlaubt und erwünscht

Das Ende des Gesprächs ist für Sie hoffentlich der Anfang einer neuen beruflichen Station. Ob die Entscheidung zu Ihren Gunsten verlaufen wird, wissen Sie an dieser Stelle nicht. Was Ihnen in diesem Moment noch auf der Seele brennt, können Sie jetzt klären. Das ist völlig legitim und wird Ihnen niemand übelnehmen. Wie lange dauert es, bis Sie mit einer Zu- oder Absage rechnen können? Wie geht es weiter? Jeder Arbeitgeber hat Verständnis dafür, dass auch Sie planen müssen. Was Sie jetzt tun können? Sie verabschieden sich höflich und bedanken sich nach ein paar Tagen schriftlich für die Einladung zum Bewerbungsgespräch.

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